Mittwoch, 25. Juli 2012

Operation: Saftschubse IV

Die restlichen Erste-Hilfe-Einheiten in der letzten Woche verliefen auch sehr informativ und hilfreich, den abschließenden test habe ich auch bestanden. :)

Und schwupps sind wir auch schon in der Emergency-Woche! Die Zeit verfliegt so unglaublich schnell...
Diese Woche finde ich bisher am lernintensivsten, weil man sich so viele Kommandos einprägen muss, die dann in den entsprechenden Situationen auf Kommando (höhö) gerufen werden müssen. Zusätzlich müssen uns auch die Notausrüstungsgegenstände geläufig sein, was man wann damit macht und wo auf dem Flieger sie verstaut sind. Dadurch, dass wir später ja die A320Family fliegen werden, ist es noch relativ gut möglich sich zu merken, wo sich die Ausrüstung befindet, da sich die Flugzeugtypen (-muster? die Terminologie hab ich da noch nicht so raus...) familienbedingt ja ähneln.
Supergut ist natürlich, dass wir das dann relativ realitätsnah auf der Kombi-Attrappe üben können, sodass wir dann später im Ernstfall nicht die Contenance verlieren, weil wir das alles nur mit Stühlen im Klassenraum hatten.
Erstaunlich ist immer wieder, wie krass der Stresspegel schon in den Übungen mit sehr braven 'Passagieren' aka Lehrgangskollegen steigt, das führt beim ein oder anderen Teilnehmer zu solchen Ladehemmungen, dass sich die Passagiere dann quasi selbst evakuieren... Mir auch schon passiert, da fällt einem einfach Kommando X nicht mehr ein. Heute hatte ich mich so sehr davon aus dem Konzept bringen lassen, dass ich auf einmal die SFA(= Senior Flight Attendant)-Position hatte, obwohl ich erstmal kein SFA sein werde, dass mein FB neben mir vorn schon mit den Kommandos anfing und ich noch so ein bisschen bedeppert neben ihm stand. Bin dann aber glücklicherweise wieder reingekommen und hab auch das gemacht, was ich machen sollte. Ich bekam an meiner Tür eine Problemsituation präsentiert, die ich aber gut lösen konnte. Dass ich kurz geflucht hab, hat die Trainerin aber glücklicherweise nicht bemängelt. :D  Naja, manchmal ist ein gepflegtes "Scheiße!" auch situationsbedingt nicht vollkommen abwegig...

Flugzeugtüren sind übrigens mordsschwer!!! Wenn die nicht standardgemäß aufgehen will, weil die Automatik aus welchen Gründen auch immer kaputt ist, so muss man sich unbedingt jemanden holen, der beim Öffnen/Schließen hilft, denn als Frau ist es fast unmöglich das Ding rumzuwuchten. Ich schätze das Gewicht mal so auf etwa 100 kg, allerdings weiß ich nicht, ob das auch stimmt...
Auf jeden Fall ist dieses Training superwichtig und enorm hilfreich!

Heute durften wir als Schmankerl sogar auf die Motion-Attrappe eines A340, man fühlt sich wie auf einem echten Flugzeug, die ganzen Bewegungen wurden so realistisch simuliert, dass die flugerfahrenen Lehrgangsteilnehmer Bauklötze gestaunt haben. :) Da wir passenderweise exakt 4 Leute ohne bisherige Flugerfahrung sind, durften wir die Simulation an den FB-Stationen erleben. Tolle Sache, da weiß man schon mal, wie sich das Starten und Landen in der "Arbeitssituation" anfühlt. :) Wir haben auch Turbulenzen simuliert und wurden teilweise schon ordentlich durchgeschüttelt, da ich das aber schon von meinem Chicago-Zwischenfall kannte (Landung in einem Blizzard, baby!), bin ich da jetzt nicht so sehr nervös geworden. Ein bisschen anders wurde es mir allerdings bei der Simulation einer verunglückten Landung: wir sind über die Landebahn hinausgerutscht und "auf die Nase gefallen", also der Jet hat quasi mit dem Gesicht gebremst. Nicht lustig. Wenn man dann so Bilder im Hinterkopf hat, die ausgebrannte, zerfetzte oder wie auch immer nicht mehr intakte Flugzeuge zeigen... Nee, definitiv nicht lustig.
Außerdem hatten wir heute unsere (erste) Flugzeugbegehung, das war echt toll mal endlich den zukünftigen Arbeitsplatz zu bestaunen und zu beschnuppern. Sogar das Cockpit wurde uns erklärt, jedenfalls im Groben. Fliegen könnte ich so einen Riesenvogel vermutlich immer noch nicht! Die Pilotenausbildung dauert ja nicht umsonst knapp drei Jahre... Ich hoffe ja, dass ich beim ACM-Flug vielleicht zur Landung mit ins Cockpit auf einen Beobachtersitz darf, denn das ist schon eine enorm spannende Geschichte! Wären meine Augen besser gewesen, hätte ich auch eine Laufbahn als Pilot in Betracht gezogen.

Ich werde dann auch gleich noch einmal die Kommandos lernen, denn je öfter man sie übt, desto sicherer sind sie im Bewusstsein verankert und können in den entsprechenden Situationen auch gebracht werden.

Bis die Tage! :D

Mittwoch, 18. Juli 2012

Operation: Saftschubse III

Donnerwetter, wir sind ja schon in der zweiten Woche...
Die Kursinhalte sind weiterhin sehr interessant und lehrreich, aber natürlich darf ich aus Sicherheitsgründen nach wie vor nichts weiter darüber erzählen...
Morgen geht es weiter mit Erste Hilfe und in der nächsten Woche kommt schon das praktische Training an der Attrappe!

Gestern war die Uniformanprobe in der Pillbox, sehr interessante Sache das. Ich hab mich am Ende für zwei Hosen und zwei Röcke (oho!) entschieden, denn es kann ja sein, dass ich irgendwo mal bei 40°C im Schatten aussteigen muss (Marrakesch oder Tel Aviv zum Beispiel) und dann will ich definitiv nicht in meiner Uniform noch mehr zerfließen, als vermeidbar... Erstaunt hat mich auch, dass so gut wie nichts geändert werden muss und ein paar Klamotten sogar enger genäht werden müssen, bzw. eine kleine Größe notiert wurde, die an der Hüfte dann 1 cm dazubekommt.
Die Serviceweste steht mir übrigens grandios! :D Leider das Hütchen überhaupt nicht, da habe ich ein bisschen gestaunt, weil ich ja eigentlich schon ein Hutgesicht habe. Aber auch nicht schlimm, denn eigentlich trägt kaum jemand das Teil. In LH-Kreisen wird ja geschmunzelt, dass eh nur die Frischlinge das Hütchen tragen... ;)
Allerdings ist es echt fies, dass der fesche Blazermantel, der superschick ist und so ziemlich jeder gut steht, nicht zur Standardausstattung gehört und die 100 € vom Gehalt abgezogen werden. Aber ich gönne mir den einfach mal von meinem Abwesenheitsgeld für die Zeit hier. ;)
Übrigens kostet so eine komplette Uniform um die 1000 €, die wir aber glücklicherweise von AP bezahlt bekommen, weil wir ja nicht lang genug bei LH arbeiten, dass wir ein Kleiderkonto bekommen.
Das putzige kleine Crewköfferchen werde ich wohl auch nehmen, denn es kann ja immer mal passieren, dass man aufgrund von technischen oder meteorologischen Unpässlichkeiten einen ungeplanten Layover hat, da möchte man ja auch nicht die gleichen Klamotten noch einmal anziehen. ;) Und auf einem Standardminitrolley steht ja nicht CREW drauf... ;D

Einige Kollegen brauchen ja Maßanfertigungen, zum Beispiel hat einer meiner Pappenheimer die Sondergröße 88 für große schlanke Herren. Natürlich hatten die aber nur 86 oder 90. Jetzt muss er 8-10 Wochen auf seine Hosen und Jacketts warten, da die passendste Hose an den Beinen enger und an der Hüfte weiter gemacht werden muss und die Jacketts 9 cm längere Ärmel bekommen müssen. Manchmal ist es eben doch gut, wenn man kein Schlacks ist! :D Die etwas kleineren Herren brauchen natürlich auch Maßanfertigungen, aber das war ja zu erwarten.

Es stresst mich nur ein bisschen, dass ich mit einem Bein immer noch in der Fluguntauglichkeit stehe. Ich hatte ja unseren Kabinenchef gefragt, wie es aussieht, weil ich ja erhöhten Blutdruck habe und er meinte, dass ihn der Fliegerarzt informiert hatte und alles soweit in Ordnung sei. Nja und dann schreibt mir der Fliegerarzt am Samstag, dass ich mein Medical erst bekomme, wenn ich mit Medikamenten eingestellt bin und dann nochmal eine Langzeitblutdruckmessung mache... Naaaiiin... Warum können die nicht einfach sagen: "Ach Frau H., ist doch eh nicht so dramatisch, hier ist Ihr Medical, guten Flug und Happy Landings!"?! Jetzt muss ich den Termin für meinen ACM-Flug abwarten und dann zur Hausärztin, dass da was passiert. Und vermutlich auch nochmal zur Nephrologin, deren Kontaktdaten mir vom Fliegerarzt gegeben wurden. Man möchte brechen.

ABER ich lass mir die Zeit hier nicht verderben und drück mir einfach mental die Daumen, dass sonst alles glatt geht.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Operation: Saftschubse II

Soooooo.
Wer so sagt, hat am Tag noch nichts gemacht. Oder so ähnlich. ;)
Gestern haben wir unseren ersten Tag im LFTC (Lufthansa Flight Training Center) absolviert und es war SPANNEND! Man kann es nicht anders sagen!
Der Tag hat ja schon sehr turbulent (haha) angefangen, als einem Lehrgangsteilnehmer im Bus das Handy geklaut wurde. Natürlich hat er das sofort dem Busfahrer gemeldet, der hat ihn bei der nächsten Station noch einmal nach vorn gerufen und als der Kollege wieder zurück in den hinteren teil des Busses kam, sagte er uns lautstark, dass auf Kamera (der Bus hatte 4) aufgenommen wurde, wer das Handy genommen hat. Und bums, heute wurde er benachrichtigt, dass das Handy abgegeben wurde! HA! Was für ein Glück, immerhin sind da ja viele private Sachen drauf...

Nunja, aber zurück zum gestrigen Tag. ;)


Dienstag, 10. Juli 2012

Operation: Saftschubse

Zugegeben, ich habe diesen Blog schändlichst vernachlässigt und meine Pilgerei ist schon über ein Jahr her. Mir fiel letztens auf, dass noch etwa 30 Posts fehlen. Hole ich nach. Versprochen.

Aber aktuell möchte ich diesen Blog - wenn er ja schon mal besteht - dazu benutzen, ein wenig über mein aktuelles Projekt zu erzählen: die Infiltration der Kranichairline mittels Leiharbeiter. ;)
Heute bin ich das erste Mal mit einem LH-Flieger geflogen, allerdings als PAX. Fliegerdeutsch für Passagier. Auch so etwas, dass man nach und nach mitbekommt, als Flieger muss man ordentlich firm in Kürzeln sein. Das geht von den einzelnen Passagierbezeichnungen, über IATA-Codes, bis hin zu Ich-bin-zu-faul-das-jetzt-auszuschreiben-also-erfinde-ich-ein-Kürzel-Kürzeln.
Wie dem auch sei, es war ein kurzes Vergnügen, denn bei 45 min in der Luft reicht es gerade mal für ein Milka-Riegel und etwas zu trinken. Es sei denn, man sitzt mittig des Flugzeugs und es gibt ein paar Turbulenzen, dann heißt es kurz bevor das ersehnte Nass eintrifft: "Meine sehr geehrten Damen und Herren, aufgrund der Turbulenzen sind wir leider gezwungen, den Service jetzt abzubrechen. Vielen Dank für Ihr Verständnis." (sinngemäß) NAAAIN! Da geht sie hin, die Cola light... Oder rollt, besser gesagt, auf dem Trolley davon. Schnüff!
Was lernen wir daraus? Auf einem Feldweg im Wolkenkuckucksheim ist nicht gut einschenken. Der Kapitän meine auch nur etwas lapidar "so einige Quellwolken stehen da bei Frankfurt... rum. Wird wohl im Laufe des Nachmittags noch regnen." Und ja, das tat es auch. Und vermutlich gleich wieder. Hätt ich doch lieber nen Knirps eingesteckt! Aber egal, die Bushaltestelle ist direkt vorm Hotel und ebenfalls direkt vorm LFT.

Auf dem Weg zum Hotel habe ich gleich einen Teil meiner Mitlernenden kennengelernt, ein sehr bunter Haufen! Eine Spanierin, ein Brasilianer, drei bereits ausgebildete FBs mit Flugerfahrung... Jaja. Und drei der vier Jungs erfüllen das FB-Klischee! :D Zufällig stellte sich auch heraus, dass der eine auch aus Potsdam ist und dass ein anderer eine Zeit lang im Scala in Werder gearbeitet hat. Die Welt ist eben ein Dorf! :D Im Hotel selbst sind wir bei der Besichtigung der Gemeinschaftsküche auch auf weitere Lehrgangsteilnehmer gestoßen, darunter ein Portugiese und drei Ungarn. Ich sag ja, bunter Haufen! Und ich gehöre dabei noch zu den jüngeren, außer mir sind da noch zwei Jungs, die um die zwanzig sind, aber sonst scheinen alle älter zu sein... Der Älteste ist einer der Ungarn, der muss so an die 50 sein, immerhin hat er schon 30 Dienstjahre als FB hinter sich!

Oh und dank des Lehrgangs ist Internet kostenlos. Naja, den Surfstick brauche ich bestimmt später noch einmal, z.B. wenn ich in Pdm wohne...

Mein Zimmer ist sehr annehmbar, schön großes Bett (Nachteil: kein Schnurr und kein Stinkie), Miniminikühlschrank, Fernseher, extra Schminktisch (wofür?), Schreibtisch mit 1l-Wasserkocher, Bad mit großem Spiegel an der Tür, großem Spiegel an der Wand (so eitel bin ich doch gar nicht...) und Badewanne. Wäschedienst kostet 10 €/Wäschesack und in einen passen 6-10 teile. Na ein Glück hab ich Reisewaschmittel und meine provisorische Wäscheleine bei...

Jetzt geh ich ins Bett, der Tag war lang, die Nacht wird kurz (spätestens 6 Uhr aufstehen, bäh), der Tag wird lang.

Ach, und nochmal tiefsten Dank ans Muttertier fürs Fahren und die Finanzspritze! Es stellte sich heraus, dass ein Monatsticket 79 Euro kostet... Preise jenseits von gut und böse, ich sags euch...

Gute Nacht!

PS: Der Fluglärm ist erträglich, also werd ich das Fenster mal angekippt lassen. Mal ehrlich, wenn hier in der Nähe eines Flughafens der Lärm gerade noch erträglich ist, dann sollten die Gemeinden, die ca. 30 min vom BER liegen mal schön still sein. Ist ja nicht so, dass man direkt unterm Triebwerk pennt!